Weltweit erste Blasentransplantation am Menschen durchgeführt
Nach Krebserkrankung Weltweit erste Blasentransplantation am Menschen durchgeführt Transplantationen von Organen wie Herz, Niere oder Leber sind bereits etabliert. Ein Ärzteteam aus den USA hat nun erstmals die Transplantation einer Harnblase durchgeführt. Von Stephanie Morcinek (Medizinredakteurin), 19.05.2025 Einem US-Ärzteteam ist es Anfang Mai gelungen, einem Patienten eine Harnblase zu transplantieren. © DPA picture alliance/Zoonar/magicmine Bisher galt die Transplantation der Blase als zu kompliziert, doch erstmals ist es einem Team der Keck School of Medicine der University of Southern California und der University of California Los Angeles gelungen, einem 41 Jahre alten Patienten eine Blase zu transplantieren, wie die Unis in einer Pressemitteilung berichten. Der Mann war seit sieben Jahre dialysepflichtig. Bei einer Krebsoperation vor über fünf Jahren verlor er den Großteil seiner Blase und auch beide Nieren mussten entfernt werden. Um diese Defizite zu beheben, führte das Chirurgie-Team um Inderbir Gill und Nima Nassiri eine kombinierte Nieren- und Blasentransplantation durch, bei der alle Organe von einem Spender stammten. Blase und Niere zusammen transplantiert Die Blase liegt tief im Becken, umgeben von komplexen Gefäß- und Nervennetzen. Ein sicherer Zugang und die präzise Rekonstruktion sind daher äußerst schwierig. Bislang wird bei einer Blasenentfernung (Zystektomie) häufig Darmgewebe zur Harnableitung verwendet. Diese Methode ist etabliert, birgt jedoch auch langfristige Risiken wie Infektionen.Bei dem jetzt geglückten Eingriff war zunächst eine Niere transplantiert worden, dann die Blase und beide wurden schließlich miteinander verbunden. Die gesamte Operation dauerte etwa acht Stunden. „Die Niere hat sofort eine große Menge Urin produziert und die Nierenfunktion hat sich umgehend verbessert“, berichtet Nassiri. „Nach der Operation war keine Dialyse mehr nötig und der Urin lief ordnungsgemäß in die neue Blase ab.“ Die Blase – Sammelbecken für den Harn Was bedeutet die Blasen-Transplantation für die Zukunft? Prof. Dr. Johannes Huber, Ärztlicher Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Heidelberg, der nicht an der Operation beteiligt war, sagt gegenüber dem Science Media Center: „Das ist zunächst einmal ein sehr interessanter Eingriff.“ Er nennt auch den Grund, warum bisher keine Blasentransplantationen durchgeführt würden: „Die Blase ist kein überlebenswichtiges Organ.“Seit den 1970er- und 1980er-Jahren gebe es etablierte Verfahren, die Blase zu ersetzen, zum Beispiel indem man Dünndarmgewebe zur Blase umfunktionere. „Die Reservoirfunktion der Blase können wir damit und mit anderen Verfahren sehr gut wiederherstellen. […] Ich denke, dass derlei Eingriffe eine absolute Nische bleiben werden.“ Laut dem Experten sei eine starke Immunsuppression (gezielte Unterdrückung des Immunsystems, damit ein Organ nicht abgestoßen wird), wie sie nach einer Transplantation üblich ist, für ein nicht lebenswichtiges Organ in den allermeisten Fällen nicht zu rechtfertigen. Immunsuppressive Therapie: Unterdrückung des Immunsystems @media (min-width: 410px) { .ad-default-banner-topmobile { width:378px; } } @media (max-width: 409px) { .ad-default-banner-topmobile { width:365px; } } @media (max-width: 375px) { .ad-default-banner-topmobile { width:343px; } } @media (max-width: 360px) { .ad-default-banner-topmobile { width:328px; } } Auch Prof. Dr. Peter Albers, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Düsseldorf beurteilt die Blasentransplantation kritisch. „Die Nierentransplantation allein ist schon mit einem relativ hohen Risiko verbunden, weil man neben den operativen Risiken natürlich danach eine Immunsuppression benötigt. Wenn man gleichzeitig eine Blase zur Harnableitung transplantiert, erhöht man das Gesamtrisiko auch für die gerade neu transplantierte Niere erheblich.“Bislang habe man daher bei Patienten im Vorfeld Ersatzblasen operiert, in die man dann den Urin der Transplantatniere eingeleitet hat. Dies habe den Vorteil, dass man zum Zeitpunkt der Nierentransplantation bereits eine funktionierende Harnableitung aus eigenem Gewebe hat. „Bei einer zusätzlichen Blasentransplantation riskiert man neben operativen Komplikationen (Funktionsfähigkeit der Gefäße, die die transplantierte Blase versorgen) auch eine Fehlfunktion durch die notwendige Immunsuppression.“ Blasenkrebs (Harnblasenkarzinom) Könnten in Zukunft häufiger Blasentransplantationen durchgeführt werden? Das chirurgische Team aus den USA möchte den Eingriff nun an vier weiteren Patienten wiederholen und dies auch mit einer klinischen Studie begleiten.„Wenn man das Problem der Entleerung lösen könnte, wäre die Blasentransplantation grundsätzlich ein gangbares Verfahren, auch für Patienten, die nicht dialysepflichtig sind, sondern ihre Blase wegen eines Blasenkarzinoms verlieren müssen“, sagt Albers. Aber im Unterschied zu den üblichen Dünndarmersatzblasen würde laut Albers eine transplantierte Blase immer eine Immunsuppression erfordern, die dann das Tumorrisiko für alle Organe des Körpers erhöhe. „Grundsätzlich sehe ich eher Bedenken, die Immunsuppression unnötigerweise in Kauf zu nehmen.“ Das könnte Sie auch interessieren So beeinflusst die Körperhaltung das Blutdruck-Messergebnis Die Arm-Haltung beim Blutdruckmessen wird unterschätzt, zeigt eine Studie. Worauf man achten muss. zum Artikel Hilfe nach Genitalverstümmelung: „Geben Frauen Würde zurück“ In Deutschland leben über 70.000 beschnittene Frauen. 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