„Unterrepräsentiert“: Frauenthemen im Koalitionsvertrag
Koalitionscheck „Unterrepräsentiert“ bis „erfreulich“: Frauenthemen im Koalitionsvertrag Die Abschnitte zu Frauengesundheit im Koalitionsvertrag fallen dünn aus. Was ist geplant? Von Laura Patz (Medizinredakteurin), Aktualisiert am 22.04.2025 Vielen – teils überlebenswichtigen – Themen, die besonders Frauen betreffen, widmet sich die zukünftige Regierung im Koalitionsvertrag nur mit wenigen Zeilen. © istock/JDawnInk Verhütung Schwangerschaftsabbruch Kinderwunsch Mutterschutz für Selbstständige Endometriose Gewalt gegen Frauen Die Kapitel zur Gesundheitsversorgung im Koalitionsvertrag der zukünftigen Regierung enttäuschen Fachleute und Betroffene vielerorts. Wie sehr hat die Koalition Frauen-Themen wie Verhütung, Schwangerschaftsabbrüche, Endometriose oder Gewaltschutz auf dem Schirm? Ein Überblick. Verhütung Der Zugang zu Verhütungsmitteln gehöre zu einer verlässlichen Gesundheitsversorgung – das schreiben Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag. Aktuell bekommen Frauen bis zum 22. Lebensjahr verschreibungspflichtige Verhütungsmittel wie die Pille kostenlos. Ab 18 Jahren müssen Versicherte aber Zuzahlungen leisten. Die Koalition möchte nun prüfen, ob eine so geregelte Abgabe auch bis zum 24. Lebensjahr möglich wäre. Wie und bis wann diese Prüfung stattfinden soll, wird nicht präzisiert. Schwangerschaftsabbruch Frauen, die ungewollt schwanger werden, möchte die zukünftige Regierung „umfassend schützen, um das ungeborene Leben bestmöglich zu schützen“. Der Zugang zu entsprechender Versorgung soll „medizinisch sicherer“ und „wohnortnah“ gestaltet werden. Details bleiben offen.Derzeit müssen ungewollt Schwangere die Kosten von etwa 300 bis 700 Euro für einen Abbruch selbst übernehmen – es sei denn, es liegt ein medizinischer oder kriminologischer Grund für den Abbruch vor. Oder die Frau kann nachweisen, nur über ein gewisses Einkommen zu verfügen. Die Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung möchte die Koalition erweitern. Inwiefern, bleibt offen. Sie möchte außerdem „die medizinische Weiterbildung stärken“. Union und SPD: Das plant die Koalition fürs Gesundheitswesen Kinderwunsch In einem Satz widmet sich die zukünftige Regierung in ihrem Koalitionsvertrag auch dem Thema Kinderwunsch. Ungewollt kinderlose Paare wolle man „weiterhin unterstützen und die Bundesinitiative ‚Hilfe und Unterstützung bei ungewollter Kinderlosigkeit’ fortführen und ausbauen.“Im Papier der „AG Gesundheit“, die die Inhalte des Koalitionsvertrags diskutierte, hatte ursprünglich auch die Finanzierung von Kinderwunsch-Behandlungen eine Rolle gespielt. Die anteilige Eigenfinanzierung für Betroffene müsse „angemessen und verlässlich“ sein, stand dort. In der Regel übernehmen Krankenkassen 50 Prozent der Kosten für drei Behandlungen. Der Rest wird von den Betroffenen selbst gezahlt. Es gibt jedoch Ausnahmen. In den Koalitionsvertrag geschafft hat dieses Vorhaben es nicht.Prof. Dr. Barbara Sonntag, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin (DGRM), kommentierte den Satz im Koalitionsvertrag auf Anfrage der Apotheken Umschau mit den Worten: „Gesellschaftlich wichtige Themen zur Unterstützung von Familien und der nachfolgenden Generation scheinen im Koalitionsvertrag insgesamt unterrepräsentiert.“ Die DGRM hatte den neu gewählten Abgeordneten nach der Wahl einen offenen Brief zu notwendigen Regelungen in der Reproduktionsmedizin geschickt. Die angemahnten Inhalte tauchen im Koalitionsvertrag aber nicht auf.„Somit müssen wir jetzt auf die Initiative einzelner Abgeordneter im Parlament setzen, um die Sicherheit und Qualität der Kinderwunschbehandlung in Deutschland weiter zu verbessern“, sagt Sonntag. Dazu zählten neben der Finanzierung auch die Änderung des Embryonenschutzgesetzes. (Anm. d. Red.: Das Embryonenschutzgesetz regelt in Deutschland, was bei künstlicher Befruchtung mit Embryonen erlaubt und was verboten ist. Es umfasst etwa Themen wie Leihmutterschaft oder Eizellspende.) Hier käme es besonders auf die Legalisierung der Eizellspende und die Regelung zum Einsetzen nur eines einzigen Embryos unter der künstlichen Befruchtung an, auch wenn mehrere Embryonen zur Verfügung stehen. Scharfe Kritik an Koalitionsplänen zu Pflege und Kassen Mutterschutz für Selbstständige „Wir wollen einen Mutterschutz für Selbstständige analog zu den Mutterschutzfristen für Beschäftigte einführen“, verspricht die zukünftige Regierung. Dazu wolle man „zeitnah“ verschiedene Finanzierungsmodelle prüfen und Konzepte für Absicherung betroffener Betriebe entwickeln.Union und SPD versichern außerdem: „Wir werden eine Aufklärungskampagne zum Mutterschutz umsetzen.“ Das Thema Krankenversicherung, insbesondere Krankengeld für werdende Mütter, findet konkret keine Erwähnung. Es war Teil der Petition, mit der in der auslaufenden Legislaturperiode besserer Mutterschutz für Selbstständige angemahnt wurde.In Anbetracht dessen, welche maßgebliche Rolle Frauen im Handwerk spielen, bewertet der Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH) die Absichten der zukünftigen Regierung auf Anfrage der Apotheken Umschau als „ausdrücklich positiv“ und „erfreulich“. „Auch hinsichtlich der geplanten Ausgestaltung der Regelung sieht der ZDH einen zielgerichteten Reformwillen, soziale Absicherung mit wirtschaftlicher Verträglichkeit zu verbinden.“ Aus Sicht des Handwerks ist dabei wichtig, „dass die Einführung eines solchen Mutterschutzes nicht zu zusätzlicher Bürokratie oder zu einer finanziellen Mehrbelastung für die Betriebe führt“, so der ZDH. Vielmehr müsse diese Maßnahme als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden und entsprechend steuerfinanziert werden. Wichtig sei auch, dass die Regierung das Vorhaben „zügig und mit Nachdruck“ angehe, so der ZDH weiter. Endometriose Zwar nur in einem Nebensatz, dafür aber erstmals überhaupt, erwähnt der Koalitionsvertrag Endometriose. Bei der Erkrankung wuchern der Gebärmutterschleimhaut ähnelnde Zellen im Bauchraum der Betroffenen und führen dort zu Entzündungen oder Zysten an den Eierstöcken und können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.Endometriose dient im Koalitionsvertrag als ein Beispiel dafür, dass medizinische Vorsorge, Behandlung und Forschung „geschlechts- und diversitätssensibel“ gestaltet werden soll. „Die speziellen Bedürfnisse in jedem Lebensabschnitt aller Geschlechter“ sollten dabei berücksichtigt werden. Im selben Satz finden auch die Themen Geburt, Wechseljahre und Brustkrebs Erwähnung.Die Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V. befürwortet die Nennung der chronischen Erkrankung. Vorstandsvorsitzende der Vereinigung Maria Bambeck fordert aber auch: „Es braucht jetzt konkrete Maßnahmen. Die Bundesregierung muss eine Nationale Endometriose-Strategie auf den Weg bringen und in dieser Legislatur die Weichen für die Versorgung der kommenden Generationen von Endometriose-Betroffenen stellen.“ Endometriose erstmals in Koalitionsvertrag genannt Gewalt gegen Frauen ‚use strict‘; function getTopWindow() { for (var a = window; a != a.parent.window;) a = a.parent.window; return a } function executeConative(a = null, b = null, c = null, e = null) { if (typeof window === „undefined“ || typeof document === „undefined“) return !1; if (a) { window.frameElement || console.warn(„Not in iframe -> try direct“); var d = document.currentScript, g = a + „_iframe“, f = getTopWindow(), h = window.frameElement || null, m = h?.parentNode || null, k = m?.parentNode || d?.parentNode, l = f.document.createElement(„aside“); l.setAttribute(„id“, g); l.setAttribute(„style“, „width: 100%;display:block;“); h && h.setAttribute(„style“, „width:0px; height:0px; background:transparent; border:0;“); if (h) { if (!k) { console.error(„CONATIVE – Could not break out of iframe. 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Außerdem möchte man die Gewaltschutzstrategie des Bundes zu einem „Nationalen Aktionsplan“ ausbauen. Betroffene Frauen sollen durch verstärkte Präventions-, Aufklärungs- und Täterarbeit besser geschützt werden. Anonyme Spurensicherung soll es Betroffenen ermöglichen, Spuren sichern zu lassen, ohne direkt Anzeige erstatten zu müssen.Der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) merkte auf Anfrage der Apotheken Umschau an, „Angebote der kostenfreien vertraulichen Spurensicherung sind seit fünf Jahren gesetzlich vorgeschrieben, aber immer noch nicht flächendeckend umgesetzt.“ Auch die medizinische Versorgung nach einer Vergewaltigung sei vielerorts mangelhaft. Hürden im Gewaltschutz von Frauen mit Flucht- oder Migrationsbiografie seien ebenfalls nicht zu vernachlässigen.Das im Koalitionsvertrag erwähnte Gewalthilfegesetz, das durch die Vorgängerregierung verabschiedet worden war, bezeichnete der bff als „einen wichtigen Meilenstein“. Nun komme es auf eine konsequente Umsetzung an. Die erwähnte EU-Gewaltschutzrichtlinie sei noch lückenhaft, so der bff etwa mit Blick auf die Anerkennung von Partnerschaftsgewalt gegen die Mutter als Kindeswohlgefährdung. Das könnte Sie auch interessieren Glaukom (grüner Star): Geschädigter Sehnerv Beim grünen Star (Glaukom) ist der Sehnerv geschädigt. Unbehandelt kann es zur Erblindung kommen. zum Artikel Ungewollt kinderlos: Mögliche Gründe für Unfruchtbarkeit Fast jedes zehnte Paar in Deutschland ist ungewollt ohne Nachwuchs. Oft hat das medizinische Gründe. zum Artikel „24-Stunden-Pflege“: Alltag einer polnischen Pflegekraft Hunderttausende osteuropäische Betreuungskräfte sichern die Versorgung alter und kranker Menschen in Deutschland. Die Geschichte von Zuzanna*. zum Artikel Welche Frage zu Verhütung haben Sie? Unser Tool durchsucht unsere Artikel um Ihre Frage bestmöglich zu beantworten. Ihre Frage wird nicht gespeichert. 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